Wir haben einen Grund zum Feiern: Ennetbürgen bietet als weitere Nidwaldner Gemeinde eine ausserschulische Betreuung an! Führt man sich den Artikel vom 4. November 2022 weiter zu Gemüte, macht sich jedoch ein fahler Beigeschmack breit. Der Artikel zeigt ein Grundproblem der Gleichstellung auf und weshalb es so schwierig ist, in diesem Thema als Teil von Gleichstellung voranzukommen. Solange wir nämlich die Betreuung von Kindern ausserhalb der Kernfamilie als «Goodie» für die moderne junge Frau sehen, werden wir nie eine Chancengerechtigkeit oder Gleichstellung erlangen.
Bei genauerem Hinschauen zeigt sich, wem die ausserschulische Betreuung sonst noch einen Nutzen und eine Entlastung bringt: Berufstätige Grosseltern können im Beruf bleiben, da sie wochentags nicht in die Betreuung der Enkelinnen und Enkel eingebunden sind. Kinder aus sozio-ökonomisch benachteiligten oder anderweitig herausfordernden Familienverhältnissen erhalten Stabilität, Sicherheit und werden besser integriert. Alleinerziehenden sichert es die Existenz. Die Liste könnte noch weitergeführt werden.
Wir schreiben das Jahr 2022! Wir leben in Zeiten von Fachkräftemangel, denken aber, es macht Sinn, dass die Frauen nur «einen Fuss im Berufsleben» behalten. Wie sollen geschiedene Ehepartnerinnen und -partner ihren Lebensunterhalt bestreiten, wenn wir nicht die Strukturen bieten, in welchen sich Erwerbstätigkeit und Betreuungsaufgaben vereinen lassen? Die ganztägige Betreuung kommt nicht nur den Müttern zugute, sondern der ganzen Gemeinde. Also lasst uns diesen Paradigmenwechsel endlich vollbringen und so der Gleichstellung als auch Chancengerechtigkeit einen Schritt näherkommen.